Deutschlands Doppelspiel: zwischen pazifistischer Rhetorik und Militärverhandlungen mit Israel

von 1. Oktober 2025

Sie kennen das: In der Politik wird einem das eine erzählt, aber die Zeitungen – zumindest die, die nicht lügen – berichten am Ende etwas ganz anderes. So ähnlich scheint es auch mit der deutschen Regierung und ihrer Haltung zu Waffenverkäufen an Israel zu sein. Nachdem sie viel Aufhebens um den Stopp von Rüstungsexporten gemacht hatte, kommt nun ans Licht, dass durch die Hintertür eine neue Lieferung genehmigt wurde. Diese Zahl ist zwar nicht gerade bedeutsam im Vergleich zu den bisherigen Lieferungen von fast zweieinhalb Millionen Euro, aber sie ist eine Geste, die einen eklatanten Widerspruch offenlegt. Es ist, als würde man eine Diät machen und dabei heimlich einen Nachtisch essen. Dieser Schachzug, der nur auf Drängen eines Oppositionsabgeordneten aufflog, weckt mehr Zweifel als Gewissheit über die wahren Absichten der deutschen Regierung in der komplexen Nahost-Situation.

Waffenverkäufe an Israel

Für den Durchschnittsbürger, der jeden Tag zur Arbeit geht und sieht, wie wenig Geld übrig bleibt, um den Einkaufswagen mit Grundnahrungsmitteln wie Brot, Milch oder Mate zu füllen, klingt dieses Hin und Her der großen Politik wie eine andere Sprache. Doch was in diesen Büros entschieden wird, hat reale Konsequenzen. Und in diesem Fall ist der Lärm der diplomatischen und militärischen Verhandlungen ohrenbetäubend.

Eine Bremse, die nichts stoppt: Die Backstage-Seite der Werbung

Um dieses Chaos zu verstehen, müssen wir die Zeit etwas zurückdrehen. Am 8. August klopfte die deutsche Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz auf den Tisch und verkündete eine Maßnahme, die in ganz Europa für Aufsehen sorgte: Sie setzte die Genehmigungen für den Export von Kriegsmaterial nach Israel vorübergehend aus. Die Entscheidung wurde damals als starkes politisches Signal präsentiert, als Versuch, sich zu distanzieren und den Einsatz deutscher Waffen bei der Offensive im Gazastreifen zu verhindern. Fünf Wochen lang schien die Sache ernst. Es herrschte absolute Funkstille, keine Schraube wurde angezogen, und Teile der Regierungspartei prahlten mit der Konsequenz und Verantwortungsbewusstsein dieser Maßnahme.

Doch wie so oft war auch hier der Teufel im Spiel. Oder besser gesagt ein Abgeordneter der Linkspartei, der mit einer einfachen parlamentarischen Anfrage den Deckel auf die Sache warf. Das Wirtschaftsministerium musste daraufhin zugeben, dass zwischen dem 13. und 22. September, als das Verbot angeblich in Kraft war, mehrere Exportgenehmigungen im Gesamtwert von 2,46 Millionen Euro erteilt wurden. Die Frage, die sich nun stellt, ist fast offensichtlich: Was ist das für eine Aussetzung? War es eine Pause, um Schwung zu holen, oder eher eine kosmetische Maßnahme für die Öffentlichkeit? Darüber hinaus trübte die offizielle Begründung die Lage nur noch mehr. Laut der Regierung fallen die Genehmigungen nicht unter die Kategorie „Kriegswaffen“, sondern unter die Kategorie „sonstige militärische Güter“. Eine Definition, die so weit gefasst und vage ist, dass sie sich wie ein Gummiband in jede Richtung dehnen lässt.

Der Teufel steckt im Detail: Was sind „sonstige Militärgüter“?

Hier müssen wir nach dem fünften Bein der Katze suchen, denn der eigentliche Trick liegt im Kleingedruckten. Die Kategorie „sonstige militärische Güter“ ist ein Sammelbegriff für fast alles außer Panzern oder Raketen. Die deutsche Regierung, getreu ihrem geheimnisvollen Stil in diesen Angelegenheiten, hat keine Klarheit über die genaue Natur dieser Güter gebracht. Handelt es sich um Helme und kugelsichere Westen, die zur Verteidigungsausrüstung gehören, oder um elektronische Komponenten für Überwachungsdrohnen? Handelt es sich um hochmoderne Kommunikationsausrüstung oder Cybersicherheitssoftware für Spionagezwecke? Der Unterschied ist, wie wir sehen, kein unbedeutendes Detail; er ist eklatant. Und der Mangel an Transparenz ist, gelinde gesagt, besorgniserregend.

Diese Ambiguität wiederum kommt politischen Interessen wie die Faust aufs Auge. Sie ermöglicht es der deutschen Regierung, in den Augen ihrer Wählerschaft und ihrer wichtigsten internationalen Partner ihre Rhetorik der „Teilaussetzung“ aufrechtzuerhalten und gleichzeitig heimlich ihre kommerziellen und strategischen Verpflichtungen zu erfüllen. Es ist ein heikles Gleichgewicht, das durch die Zurückhaltung bei der Abgabe allzu vieler Erklärungen aufrechterhalten wird. Die Opposition fordert, wie es ihre Aufgabe ist, Aufklärung, doch die Antworten sind oft ebenso kryptisch und verstecken sich hinter Vertraulichkeit und nationalen Sicherheitsbedenken. Unterdessen Waffenverkäufe an Israel eine Trennlinie in der deutschen und europäischen Politik, und diese Episode gießt nur noch Öl ins Feuer.

Der ganze Film: Die 250 grünen Stäbchen, die schon weg waren

Um diese fast 2,5 Millionen Euro richtig einzuordnen, muss man das Gesamtbild betrachten und nicht nur die letzte Momentaufnahme. Die wirklich schockierende Tatsache ist, dass die deutsche Regierung zwischen dem 1. Januar und dem 8. August dieses Jahres, kurz vor dem vermeintlichen Shutdown, bereits einen massiven Waffenverkauf an Israel im Wert von 250 Millionen Euro genehmigt hatte. Ja, Sie haben richtig gelesen: Zweihundertfünfzig Dollar. Neben diesem Berg an Bargeld wirkt die neue Genehmigung wie Kleingeld, fast wie Trinkgeld, das ihm aus der Tasche gefallen ist.

Diese riesige Zahl ist von entscheidender Bedeutung, da sie mehrere Dinge auf den Tisch bringt:

  • Das Geschäftsvolumen: Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel im Rüstungsbereich sind kein Einzelfall; es handelt sich um eine strategische Beziehung, bei der eine beeindruckende Summe Geld bewegt wird.
  • Die tatsächliche Auswirkung der Aussetzung: Die Ankündigung eines Exportstopps nach der Genehmigung eines so großen Volumens ist, als würde man den Wasserhahn zudrehen, wenn das Haus bereits überflutet ist. Der Großteil des Materials war höchstwahrscheinlich bereits verschifft oder befand sich in der Produktion.
  • Intransparenz als Normalität: Wie bei dieser jüngsten Lieferung lassen auch die Daten zu den 250 Millionen Euro keine eindeutige Aussage darüber zu, welche Art von Waren geliefert wurden. Dieser Mangel an Transparenz ist kein Einzelfall; er scheint die Regel zu sein.

Letztlich hinterlässt dieses neue Kapitel in den deutsch-israelischen Beziehungen einen bitteren Nachgeschmack und wirft mehr Fragen als Antworten auf. Die Entscheidung, einem neuen Waffenverkauf an Israel , so gering dieser im Vergleich zum Gesamtvolumen auch sein mag, erschüttert die Glaubwürdigkeit der im August mit großem Tamtam angekündigten Aussetzung. Alles deutet darauf hin, dass es sich dabei eher um eine symbolische Geste, einen politischen Schachzug zum Schein, als um eine inhaltliche Entscheidung handelte. Der Strom militärischer Ausrüstung, wenn auch nun unter anderem Namen und in geringeren Mengen, zeigt unterdessen, dass in der komplexen Welt der Geopolitik das, was Staatschefs vor laufenden Kameras sagen, eine Sache ist, die Geschäfte, die hinter abgeschalteten Mikrofonen abgeschlossen werden, jedoch eine ganz andere.

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