Train Dreams: Das neue Juwel des Independent-Kinos

von 21. Oktober 2025
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Train Dreams: Das neue Juwel des Independent-Kinos

Beim Middleburg Film Festival ist Joel Edgerton voller Vorfreude, begutachtet das Programm und hebt begeistert international gefeierte Filme und amerikanische Produktionen hervor. Sein Besuch in Virginia dient jedoch einem anderen Zweck: Er will den Outstanding Lifetime Achievement Award in der Kategorie „Schauspiel“ entgegennehmen, nicht die Konkurrenz analysieren. Dieses Dilemma ist letztlich ein ziemliches Ärgernis. Im Gespräch mit The Hollywood Reporter erzählt Edgerton, dass die Festivaltournee entscheidend zum Erfolg von „Train Dreams“ beigetragen hat, einem Film, der das Publikum positiv überrascht hat. Mit einem Kinostart am 7. November und einer anschließenden Netflix-Veröffentlichung am 21. November gewinnt das Drama durch Mundpropaganda an Bekanntheit.

„Train Dreams“ von Clint Bentley basiert auf der Kurzgeschichte des Autors Denis Johnson und schildert das Leben von Robert Grainier, einem Holzfäller bei der Eisenbahn im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts. Dieser Film, den Edgerton als einen der persönlichsten seiner Karriere betrachtet, behandelt universelle Themen wie Liebe, Verlust, Ehe und Vaterschaft und ist ein hochemotionales und visuell beeindruckendes Werk. Edgerton, der die Hauptrolle spielt, verankert die Erzählung mit einer subtilen und doch kraftvollen Darstellung, die beim Publikum großen Anklang findet.

Während „Train Dreams“ auf verschiedenen Festivals – von Sundance bis hin zu verschiedenen europäischen und lateinamerikanischen Städten – tourte, erlangte der Film zunehmend Anerkennung für seine filmische Qualität. Edgerton reflektiert über seine Verbindung zu der Figur und deutet an, dass er, obwohl er Roberts Erfahrungen nicht selbst erlebt hat, seine Gefühle ergründet hat. „Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben, das uns entgleitet, während wir versuchen, unsere Lieben festzuhalten“, sagt der Schauspieler und betont damit die Verbindung zwischen seiner Arbeit und seinem eigenen Familienleben.

Die Intimität von Robert Grainiers persönlicher Reise ist für viele nachvollziehbar, insbesondere in einer Welt, in der es immer schwieriger wird, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Edgertons Motivation zur Schauspielerei rührt zum Teil von seinem Wunsch her, die Aufmerksamkeit seines ständig beschäftigten Vaters zu gewinnen. Diese Reflexion über die Vaterschaft wird in seiner Darstellung weiter vertieft und spiegelt die individuellen Probleme wider, mit denen viele in ihren Familien konfrontiert sind.

Der kreative Prozess und die persönliche Verbindung

Die Dreharbeiten zu „Train Dreams“ waren kein einfacher Prozess, doch Edgerton ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Dieser Film ist das Persönlichste, was ich je auf der Leinwand zum Ausdruck gebracht habe“, bemerkt er und gibt zu, dass ein Moment emotionaler Tiefe erreicht wurde, der es ihm ermöglichte, sich zu öffnen und seine Verletzlichkeit als Schauspieler zu zeigen. Diese aufrichtige Verbindung mit der Figur fand bei Kritikern und Publikum gleichermaßen Anklang und weckte in Hollywood, wo er im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Rollen gespielt hat, erneutes Interesse an seiner Arbeit.

Wenn er über seine Karriere nachdenkt, erwähnt Edgerton, wie er gelernt hat, mit Ablehnung umzugehen und wie diese seine Karriere in der Filmbranche geprägt hat. Er sprach in der Vergangenheit offen über gescheiterte Vorsprechen, was ihm eine andere Perspektive auf den Casting-Prozess eröffnete: „Manchmal geht es nicht nur darum, wer der beste Schauspieler ist. Es gibt Faktoren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen und die die Wahl beeinflussen. Wichtig ist, weiterhin an sich selbst zu glauben und sich daran zu erinnern, dass Vorsprechen eine Kunstform ist, bei der jeder seinen eigenen Weg geht.“

Seine Entscheidung, an unabhängigen Projekten wie „Train Dreams“ und anderen Low-Budget-Produktionen mitzuwirken, entspringt seinem Wunsch, Kreativität an ihren Wurzeln zu erleben. Im Laufe seiner Karriere hat Edgerton festgestellt, dass kleinere Filme oft die Möglichkeit bieten, bedeutungsvolle Geschichten zu erzählen, die bei größeren Produktionsfirmen möglicherweise nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhalten. Er erkennt, dass die Bedeutung dieser Geschichten darin liegt, visionär zu sein und authentische Geschichten zu erzählen, die beim Publikum Anklang finden.

Edgerton gibt zu, dass er sich angesichts verschiedener Möglichkeiten in seiner Karriere dem Druck der Branche widersetzen musste, sich kommerzielleren Projekten zuzuwenden. Die Verbindung zu „Train Dreams“ beispielsweise war unmittelbar und instinktiv: Er wusste, dass er Teil dieses Films sein wollte und dass der Visionär dahinter, Clint Bentley, bereit war, etwas Bedeutsames zu liefern. „Ich würde dieses heilige Projekt um nichts in der Welt eintauschen“, fügt er hinzu.

Eine neue Ära für Kino und Streaming

Mit der bevorstehenden Veröffentlichung von „Train Dreams“ auf verschiedenen Plattformen denkt Edgerton über die Auswirkungen der digitalen Distribution auf das zeitgenössische Kino nach. Während es vor einigen Jahren noch Widerstand gegen Plattformen wie Netflix gab, haben Zuschauer heute direkten Zugriff auf eine Vielzahl von Filmen, die sonst nicht auf ihren Bildschirmen zu sehen gewesen wären. „Zugang ist entscheidend. Mit einem einzigen Download kann jeder mit einem Konto den Film ansehen. Das ist für uns als Filmemacher von unschätzbarem Wert“, betont er.

Der Schauspieler ist auch optimistisch, was die Verbreitung und Langlebigkeit von Filmgeschichten angeht. „Was wirklich zählt, ist nicht, ob ein Film sofort ein Kassenschlager ist, sondern ob er das Publikum langfristig begeistert. ‚Train Dreams‘ hat das Potenzial, ein Klassiker zu werden, wenn es ihm gelingt, die Zuschauer zu fesseln.“ Der Wert des Kinos liege laut Edgerton darin, Menschen zu verbinden, sie zum Nachdenken anzuregen und ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren.

Während er auf die Veröffentlichung von „Train Dreams“ wartet, blickt Edgerton in die Zukunft. Er ist überzeugt, dass diese Arbeit einen neuen Anfang in seiner Karriere als Schauspieler und Regisseur markiert hat. Sowohl in seiner Regie- als auch in seiner Casting-Rolle versucht er weiterhin, Themen zu erforschen, die die menschliche Erfahrung und ihre Komplexität widerspiegeln. „Das Leben ist voller Licht und Schatten, und ich glaube, dass meine Arbeit immer versuchen wird, diese gemeinsamen Erfahrungen zu beleuchten“, schließt er.

Während sich Train Dreams auf sein Kinodebüt am 7. November und seine Übertragung auf Netflix am 21. November vorbereitet, wächst die Vorfreude auf dieses Indie-Juwel, das Zuschauer auf der ganzen Welt in seinen Bann ziehen wird.

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