Seit der Veröffentlichung des jüngsten Berichts des uruguayischen Innenministeriums können wir bestätigen, dass Schusswaffen eine zentrale Rolle in der uruguayischen Sicherheitskrise spielen. Obwohl sie nicht der einzige Faktor sind, verschärft ihre Verbreitung zusammen mit problematischem Drogenkonsum eine komplexe Situation, die dringende Maßnahmen erfordert.
Die Dimension des Problems
Aus dem Dokument der Abteilung für Statistik und angewandte Kriminologie (AECA) des Ministeriums geht hervor, dass Uruguay „eines der am stärksten bewaffneten Länder Lateinamerikas“ ist. Im Dezember 2024 gab es 617.327 legal registrierte Schusswaffen , was etwa 17,5 Waffen pro 100 Einwohner entspricht.
400.000 nicht registrierte Waffen sind , was die Gesamtzahl auf fast 1.200.000 Stück erhöht.
Die größte Sorge gilt nicht nur der Zahl, sondern auch ihren Auswirkungen: So stieg beispielsweise die Zahl der Schusswaffendelikte von 453 Anzeigen im Jahr 2013 auf 1.826 im Jahr 2024, was einem Anstieg von über 300 % entspricht.
Eine Karte, die sich nach innen bewegt
Obwohl Montevideo weiterhin relevant ist, zeigt der Bericht eine deutliche Ausweitung der Waffengewalt ins Landesinnere. Das Departement Durazno im Zentrum des Landes weist derzeit mit 109,7 Anzeigen pro 100.000 Einwohner die höchste Rate dieser Art von Kriminalität auf.
Diese geografische Verschiebung erfordert ein Umdenken in der Sicherheitsstrategie: Es reicht nicht aus, sich auf große Ballungszentren zu konzentrieren; auch die Peripherie, das Landesinnere und die Vernetzung mit lokalen Netzwerken müssen berücksichtigt werden.
Waffen, organisierte Kriminalität und Mord
Der tödliche Einsatz von Schusswaffen ist eine Konstante: Zwischen 2012 und 2022 wurden 83,5 % der Rache- oder Vergeltungsmorde mit Schusswaffen verübt. Bei Morden im Zusammenhang mit Drogenhandel liegt dieser Wert sogar bei 78,9 %.
Zudem ist die derzeitige Regierung der Ansicht, dass die Einfuhr illegaler Waffen aus dem Ausland nicht weit verbreitet, sondern eher „tröpfchenweise“ erfolgt, was die Kontrolle erschwert.

Drogenkonsum: die andere Risikofront
Der Bericht hebt auch hervor, dass Drogenkonsum ein Faktor ist, der bewaffnete Gewalt . Im Jahr 2024:
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89 % der 15- bis 65-Jährigen gaben an, irgendwann einmal Alkohol konsumiert zu haben.
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Zum Thema Cannabis: Etwa jeder Dritte hat es schon einmal konsumiert. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei 20 Jahren.
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In Bezug auf Kokain gaben 8,4 % an, es irgendwann einmal konsumiert zu haben, und von diesen berichteten 35 % von einem problematischen Konsum.
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Was die sogenannte Basenpaste betrifft: Auch wenn ihre Zahl zurückgegangen zu sein scheint, handelt es sich weiterhin um ein Phänomen „extremer Verletzlichkeit“, das mit sozialer Ausgrenzung, prekären Lebensumständen und häufigem Kontakt mit dem Gesundheitssystem oder der Strafjustiz einhergeht.
Zusammengenommen zeigen diese Daten, dass die Kombination aus Schusswaffen- und Drogenkonsum einen gefährlichen Kreislauf darstellt: Jeder Faktor verstärkt den anderen.

Was wird getan und was fehlt?
Der Plan ist ehrgeizig: Die Bewertung ist Teil des Nationalen Plans für öffentliche Sicherheit 2025–2035, zu dem die Öffentlichkeit bis zum 15. November Stellung nehmen kann. Eines der Hauptthemen ist „Schusswaffen und Munition“.
Konkrete Maßnahmen umfassen:
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Das Ministerium fördert einen Plan zur zivilen Abrüstung, um die Verbreitung illegaler Waffen einzudämmen.
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Es gibt ein Gesetz (Dekret Nr. 345/020), das den Besitz und das Tragen von Waffen streng regelt.
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Darüber hinaus wird an der Modernisierung des nationalen Waffenregisters gearbeitet, obwohl das derzeitige System auf verschiedene Ministerien verteilt ist und als veraltet gilt.
Es bleiben jedoch noch viele Herausforderungen:
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Die Kontrolle registrierter und nicht registrierter Waffen ist unzureichend: So sind beispielsweise die Kontrollen bei Sammlern drastisch zurückgegangen.
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Die Routen für den illegalen Waffenimport sind weiterhin diffus (Trickle-Down-Schmuggel, heimliche Herstellung), was die Prävention erschwert.
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Der Zusammenhang zwischen bewaffneter Gewalt und Drogenkonsum erfordert eine mehrdimensionale Strategie: Justiz, öffentliche Gesundheit, Sozialpolitik , Bildung.

Die Stimme der Gemeinschaft und die kulturelle Herausforderung
Über die Zahlen hinaus gibt es einen kulturellen Wandel: In mehreren Vierteln des Landes ist der Einsatz von Schusswaffen als „Konfliktmittel“ normalisiert. Programme wie „Viertel ohne Gewalt“, die in Montevideo operieren, arbeiten mit „Gewaltunterbrechern“, die bei bewaffneten Auseinandersetzungen und problematischem Drogenkonsum eingreifen.
Solche Ansätze zeigen, dass die Lösung nicht allein eine Frage polizeilicher oder gesetzgeberischer Maßnahmen ist: Es bedarf eines Mentalitätswandels, der mit frühzeitiger Prävention, der Reduzierung problematischen Drogenkonsums und der Zerschlagung von Waffenhandelsnetzwerken beginnt.
Fazit: Wo soll ich anfangen?
Das Land steht vor einer komplexen Situation. Einerseits gibt es eine große Zahl legaler und illegaler Schusswaffen. Andererseits ist der Drogenkonsum nicht nur weit verbreitet, sondern auch eng mit bewaffneter Gewalt verbunden.
Angesichts dieser Realität ist dringend ein umfassender Ansatz erforderlich, der Waffenkontrolle, die Bekämpfung des problematischen Drogenkonsums, die Stärkung des Strafrechtssystems und sozialpolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Grundursachen des Phänomens kombiniert.
Das Schlüsselwort – Schusswaffen – ist kein Slogan. Es ist die konkrete Achse eines strukturellen Problems. Jeder Sicherheitsplan, der Rüstungskontrolle nicht berücksichtigt, verliert von vornherein an Schlagkraft.
Doch das reicht nicht. Ein echter Wandel wird nur möglich sein, wenn wir die Bedingungen angehen, die jungen Menschen den Zugang zu Waffen, deren Einsatz und die Beteiligung an Konflikten ermöglichen.
1. Einleitung
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Der Zusammenhang zwischen Schusswaffen und Drogen: eine Kombination, die die Sicherheit in Uruguay neu definiert.
2. Ein hochgerüstetes Land
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Mehr als eine Million Waffen im Umlauf: Legalität oder latentes Risiko?
3. Gewalt, die sich ins Landesinnere ausbreitet
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In Durazno und anderen Departements ist die bewaffnete Kriminalität höher als in der Hauptstadt.
4. Organisierte Kriminalität und Mord
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Waffen als zentrales Instrument bei der Abrechnung und beim Drogenhandel.
5. Drogenkonsum als verstärkender Faktor
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Von Kokain bis zur Basenpaste: soziale und gesundheitliche Auswirkungen.
6. Staatliche Reaktionen
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Nationaler Sicherheitsplan 2025–2035 und die Achse „zivile Abrüstung“.
7. Was noch zu klären ist
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Schwache Kontrollen, veraltete Aufzeichnungen und aktive illegale Routen.
8. Die kulturelle Herausforderung
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Die Normalisierung von Waffen als Machtinstrumente in gefährdeten Vierteln.
9. Fazit
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Ohne Waffenkontrolle gibt es keine Sicherheit, aber ohne Sozialpolitik gibt es keinen Wandel.